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AutorenbildDr. Konstantin Wagner

Bist du „normal“?!


Wer entscheidet eigentlich was „normal“ ist, was sich „gehört“ und was „anders“ ist.

In den letzten Wochen und Monaten gab es im Kreißsaal den ein oder anderen besonderen Fall. Der Begriff wird dem ganzen gesellschaftlich auferlegten Verständnis für Normalität am ehesten gerecht.

Und wisst ihr, sie alle hatten etwas gemein. Sei es der Transgender schwangere Mann, das 13 jährige Mädchen mit verdrängter Schwangerschaft, die Frau mit eigentlich abgeschlossenem Kinderwunsch und drei Babys im Bauch, die Frau mit einem Ausgangsgewicht in der Schwangerschaft von 170kg, oder die 50 Jährige, die sich dazu entschlossen hat zum ersten Mal schwanger zu werden. Zum einen hatten sie alle gemeinsam, dass sie zunächst mal in eine Schublade gesteckt wurden. Die Schubladen hatten das Etikett „komisch“, „anders“ oder „nicht normal“. Außerdem hatten sie gemeinsam, dass sie bereits wussten, dass sie in eine solche Schublade gesteckt werden würde und trotzdem mit erhobenem Haupt durch die Welt schritten. Und was sie vor allem gemein hatten: Sie alle liebten ihr Kind/ Kinder von der ersten Lebenssekunde an. Sie liebten sie so sehr, dass Schubladen, Klischees und Stereotypen verblassten. Sie liebten sie so sehr, dass Außenstehende den Mensch hinter dem „anders“ sehen konnten. Sie liebten sie so sehr, dass ebensolche Außenstehenden begannen nachzudenken:

Was ist eigentlich normal und wer entscheidet was „normal“ ist?

Die Antwort habe ich für mich gefunden. Ich finde sie trivial, aber zutreffend: Jeder entscheidet es für sich!

Es ist der Blickwinkel, die Perspektive Dinge zu betrachten und entsprechend einzuordnen. Begriffe wie „normal“ sollte es vielleicht nicht geben, da sind wir uns alle einig. Aber es gibt sie eben. Sie sind in den Automatismen unseres Seins mit inbegriffen. Genau wie stereotypes Denken und Klischees. Wer hatte noch nie Vorurteile? Wer hat noch nie Klischees bedient und etwas für „nicht normal“ empfunden? Exakt. Wir alle ertappen uns gerade. Der erste richtige Schritt ist dies zu akzeptieren. Es ist natürlich so zu denken. Es ist „normal“.

Der nächste Schritt ist es eben sich dabei zu ertappen. Wenn uns das gelingt können wir eventuell auch den Blickwinkel verändern. Die Perspektive so verrücken, dass man beginnt den Menschen in der Schublade zu erkennen. Ob einem der Mensch nun gefällt oder nicht ist im Ermessen des Betrachters. Geschmacksache. Aber der Mensch bleibt Mensch... hat schon der Herbert gesagt. Und diesen Menschen sollten wir vor lauter Ignoranz unsererseits nicht vergessen. Blicken wir zurück auf die Menschen von oben. Sie alle müssen Tag für Tag zweideutige Blicke erwidern, Getuschel ertragen, Abwertungen hinnehmen. Sie sind die wahren Helden. Sie sind die Starken der Geschichte. Nicht wir, die wir glotzen, tuscheln und reden. Wer ist hier „normal“?!


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