In diesem ersten Artikel über Geschlechtskrankheiten geht es um Chlamydien. Ein kleines Bakterium, welches weitreichende Konsequenzen haben kann was Fruchtbarkeit und Schwangerschaft angeht.
Allgemeines:
Viele junge Frauen und Männer haben Angst und Sorge sich bei Sex eine Geschlechtskrankheit zuzuziehen. Tripper, Gonorrhö, Krätze sind Begriffe und Krankheitsbilder, die oft als Beispiel genannt werden.
STI (sexuell übertragbare Infektionen) werden wie viele anderen Erkrankungen des Menschen durch Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten verursacht. Sie werden - wie der Name schon sagt - hauptsächlich durch Sexualkontakt übertragen.
Das Gemeine ist: häufig führen diese Infektionen zu wenig bis gar keinen Beschwerden, warum es schnell zur Weitergabe bei wechselnden Sexualpartnern kommt. Oft infizieren sich die Sexualpartner immer wieder untereinander . Es kommt zu einem so genannten ping pong Effekt, weshalb bei fast jedem STI eine Mitbehandlung des Partners/ der Partnerin wichtig ist.
Außerdem erhöht sich das Risiko an weiteren STI zu erkranken (z.B. HIV), wenn man bereits eine andere Geschlechtskrankheit hat. Und noch gemeiner ist: einige STI können zu einer UNFRUCHTBARKEIT oder sogar das KREBSRISIKO erhöhen, sodass man sich auch als Teenager schon schwerwiegend und nachhaltig anstecken kann.
Vielen ist es unangenehm eine mögliche Geschlechtskrankheit anzusprechen. Warum?
Viele Betroffene sind junge Menschen, die zum einen nicht offen über ihr Sexleben sprechen wollen und zum anderen auch gar nicht wissen an wen sie sich wenden sollen. Einige fühlen sich "dreckig" oder "beschmutzt". Viele wollen die Rechtfertigung vermeiden, dass sie ungeschützt Geschlechtsverkehr hatten. Die Konsequenz ist:
"Ich erzähle einfach mal nichts davon". Das kann aber mitunter für das weitere Leben sehr gefährlich sein.
Was sind Chlamydien?
Chlamydien sind Bakterien, die eine Vielzahl von Infektionen verursachen können. Es gibt unterschiedliche Unter"arten", die entweder Lunge, Auge und/ oder Genitalbereich infizieren können. Wir werden nur über die Kategorie, die Geschlechtskrankheiten auslösen. Übertragen werden diese Bakterien vor allem über ungeschützten Vaginal-, Anal- oder Oralverkehr. Die Infektion gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen: Man schätzt, dass in Deutschland etwa 5 Prozent aller sexuell aktiven Frauen unter 25 Jahren mit Chlamydien infiziert sind. Bei älteren Frauen ist die Rate wahrscheinlich etwas niedriger. Ähnlich ist es bei jungen Männern.
Was machen Chlamydien?
Eine Chlamydien-Infektion bleibt oft unbemerkt: Acht von zehn Frauen bemerken keine Symptome. Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen, gelblicher Ausfluss aus der Scheide, diffuse Unterleibsbeschwerden sind klassische Symptome der Frau. Bei Männern kann die Infektion zu einer Harnröhrenentzündung mit starkem Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen führen. Eine seltene Besonderheit sind rechtsseitige Oberbauch- und Schulterschmerzen, da sich Chlamydien auch an der Leber ansiedeln können. Dies nennt man Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom. Eine weitere schwerwiegende Komplikation ist das Ausbreiten der Infektion auf die Eileiter, welche verkleben und vernarben können und so zur Unfruchtbarkeit führen können. Auch das Risiko von Eileiterschwangerschaften erhöht sich nach einer Infektion mit Chlamydien.
Eine Chlamydien-Infektion kann bei der Geburt auf den Säugling übertragen werden.
In der Schwangerschaft kann eine Infektion zur Fehl- oder Frühgeburt führen. Zwei Drittel aller Kinder können sich bei der Geburt ebenfalls mit dem Erreger infizieren. Eine Chlamydien-Infektion ist bei Neugeborenen der häufigste Grund für eine Augenentzündung und für etwa ein Drittel der auftretenden Lungenentzündungen nach der Geburt verantwortlich.
Deshalb ist der Chlamydientest über Urin auch in der Mutterschaftsrichtlinie verankert. Außerdem bezahlen die Krankenkassen ebenfalls diesen Test bis zum 25. Lebensjahr!
Wie bemerke ich Chlamydien?
Wie bereits erwähnt sind sehr oft wenig bis gar keine Symptome vorhanden, weshalb der Prävention, also der Verhinderung, der größere Stellenwert zugesprochen wird. Gerade bei wechselnden Sexpartnern sollte man auf das Kondom zurückgreifen. Denn nicht nur "sie", sondern vor allem "er"(durch statistisch mehr und häufigeren Wechsel der SexpartnerIn) kann Überträger sein. Junge Frauen unter 25 sollte das Angebot der Krankenkasse nutzen und sich testen lassen. Einfach einen Termin (am besten morgens) beim Gynäkologen machen und ein paar Milliliter Morgen- Urin spenden.
Wie behandel ich Chlamydien?
Chlamydien leben obilgat intrazellulär, was auf deutsch soviel wie "schwer erreichbar" heißt. Ein herkömmliches Antibiotikum reicht nicht aus, sodass man auf spezieller Antibiotika zurückgreifen muss (Doxycyclin, Makrolide). Die Therapieempfehlungen unterscheiden sich je nach Ort der Infektion und insbesondere bezüglich der Therapiedauer. In der Regel muss man das Antibiotikum 7- 14 Tage einnehmen. Man kann sich vorstellen, dass gerade in der frühen Schwangerschaft solche Medikamente eher vermieden werden sollten, was manchmal aber unumgänglich ist.
Zusammenfassender Steckbrief:
Die Chlamydia-trachomatis-Infektion ist eine der häufigsten Ursachen reproduktiver Komplikationen und chronisch infektiöser Erkrankungen des kleinen Beckens. Die chronische Entzündung im Bereich des kleinen Beckens („chronic pelvic inflammatory disease“) durch Chlamydia trachomatis führt häufig zu chronischem Unterbauchschmerz, tubarer Sterilität und Extrauteringravidität. Etwa 2/3 aller Fälle tubarer Sterilität und etwa ⅕ aller Fälle von Extrauteringravidität werden als Folge einer Chlamydia-trachomatis-Infektion angesehen.
Erreger: Bakterien (Chlamydia trachomatis Serotypen D–K)
Erkrankungen: Infektionen von Gebärmutterhals- und Eierstöcken („pelvic inflammatory disease“), Entzündung von Harnröhre, Nebenhoden und Prostata
Symptome: Übel riechender Ausfluss aus der Scheide und/oder Harnröhre, starke Unterbauchschmerzen, (Lymphknoten‑)Schwellungen der Leiste. Besonderheit: aktue Schmerzen im rechten Oberbauch bis in die Schulter ziehen (Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom)
Diagnostik
Abstrich entzündeter Areale: Nachweis von Chlamydien-DNA mittels PCR (sicher)
Zellkultur: schwierig, Ergebnis frühestens nach 4 Tagen (aber sehr sicher)
Chlamydien-Antikörper sind z.B. mit Urintests (ELISA-Verfahren) nachweisbar → Bei einer akuten Infektion sind diese zunächst negativ und werden erst nach einigen Tagen positiv
Therapie: Antibiotikum ( z.B. Doxycyclin) über 7–20 Tage
Besonderheiten: Schwangerschaft: Übertragung einer Infektion auf Neugeborenes möglich.
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