Die Möglichkeiten der Empfängnisverhütung in Deutschland sind vielfältig. Alle haben ihre Vor- aber auch ihre Nachteile, die ich in den nächsten Wochen Stück für Stück mit euch aufarbeiten möchte.
Der Plan ist den theoretischen Teil hier auf dem Blog zu erklären, die eher komplexen Abläufe hoffentlich verständlich erklärt bei YouTube.
Gibt es "richtige" und "falsche" Verhütung?
Der Begriff "richtig" sollte in dem Fall in "passend" geändert werden. Bei der Auswahl geht es nämlich immer um die individuelle und für dich passende Verhütung. Deine Konstitution, der Lifestyle, mögliche Vorerkrankunge und selbst Erkrankungen in der Familie spielen bei der Auswahl eine erhebliche Rolle.
Die wenigsten haben einen Überblick über all die Möglichkeiten der Verhütung. Wer sich einen Überblick verschaffen möchte, ist schnell verwirrt.
Also schön Schritt für Schritt.
Schauen wir uns im ersten Schritt einmal an, welche Verhütungsmethoden es überhaupt gibt.
Welche Verhütungsmethoden gibt es?
Klingt erstmal leicht: Es gibt hormonelle und nicht hormonelle Verhütungsmethoden.
Ganz so simpel bleibt es leider nicht. Also ab ins Detail:
Hormonelle Methoden:
1. Ovulationshemmer - Hemmung des Eisprungs
Orale Ovulationshemmer (Kombinationspräparate und Sequenzpräparate) („Pille“)
Vaginalring
Transdermale Kontrazeption (Kontrazeptionspflaster)
2. Gestagenpräparate (Gelbkörperhormone)
Orale Gestagene (Minipille)
Gestagendepotinjektion (Dreimonatsspritze)
Implantat
Spirale (LNG-IUS)
Nicht hormonelle Methoden
1. Natürliche Methoden
Kalendermethode (Knaus-Ogino)
Basaltemperaturmessung
Symptomthermale Methode
Methode nach Billings (Zervikalschleimmethode)
Coitus interruptus
2. Mechanische Methoden
Scheidendiaphragma plus Spermizid
Portiokappe
Kondom
3. Chemische Methoden
Spermizide Substanzen
4. Intrauterine Methoden
Kupferhaltige Systeme (Kupfer-Spirale, Kupfer- Silber- Spirale, Kupfer Kette, Kupfer Ball)
Goldhaltige Systeme (Goldspirale)
5. Chirurgische Methoden
Tubensterilisation (Sterilisation der Frau)
Vasektomie (Sterilisation des Mannes)
Die Qual der Wahl
Und wisst ihr was? Zu jeder dieser Optionen gibt es lange und vielzählige Dossiers, Meinungen, Paper und Studien über die man gut und gerne Stunden reden und philosophieren könnte. Jede Methode hat ihre Vorteile und jede Methode hat ihre Nachteile. Alle paar Monate gibt es etwas Neues. Dazu kommen eure Wünsche. Eure Geschichten. Eure Vorerkrankungen. Eure Familienplanung. Euer Budget. Euer Körper.
Der Prozess vom Verhütungswunsch zu eurer individuell passenden Methode ist oft nicht mit einem Fingerschnipp getan. Manches Mal muss eure Ärztin/ euer Arzt ein wenig "probieren". Das hat nichts mit Willkür zu tun, sondern ist der Individualität eines jeden Menschen geschuldet. Wer also schon drei Methoden hinter sich hat: Du bist nicht allein!
Was wie oft in Deutschland?
Vor Kurzem hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung lies im Dezember 2018 eine Befragung zur Kontrazeption durchführen. Interviewt wurden 705 Frauen (18 bis 49 Jahre), die ein oder mehrere Verhütungsmittel anwenden.
Das Ergebnis hätte ich so gar nicht erwartet.
Orale Kontrazeptiva 47 %
Kondom 46 %
intrauterine Kontrazeptionsmethoden 10 %
Sterilisation des Mannes 3 %
Kalendermethode 3 %
Sterilisation der Frau 2 %
Temperaturmethode 2 %
Vaginalring/Nuvaring 2 %
Dreimonatsspritze 1 %
Es überwiegen die Verhütungsmethoden auf Hormonbasis, insbesondere die Anwendung von kombinierten oralen Kontrazeptiva (Pille). Das Kondom an zweiter Stelle hat mich überrascht. Es ist zwar "old school", denn schon im Mittelalter wurde Tierdarm als Präservativ genutzt, aber es ist noch immer der einzig verlässliche Schutz gegen Geschlechtskrankheiten.
Wie ich schon in einem YouTube Video über allgemeine Verhütungsmöglichkeiten erläutert habe, wird die kontrazeptive Sicherheit, also der Schutz vor Schwangerschaft im s.g. Pearl- Index gemessen.
Pearl-Index: Zahl der Schwangerschaften im 1. Anwendungsjahr der jeweiligen Kontrazeptionsmethode pro 100 Frauen.
Vereinfacht gesagt bedeutet 0 = 100% Sicherheit.
Folgende Tabelle zeigt die jeweilige Methode und den dazugehörigen Pearl- Index.
(modifiziert nach Kuhl u. Jung-Hoffmann 1999).
Bevor euch noch der Schädel komplett raucht brechen wir hier ab.
Schaut definitiv auf meinen YouTube Kanal vorbei. Dort werden zukünftig die ein oder andere Methode im Detail Erwähnung finden.
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