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AutorenbildDr. Konstantin Wagner

Vorsorge nervt- Nachsorge quält

Keine Frage, der Besuch beim Frauenarzt steht nicht gerade ganz oben auf der To- Do Liste.

Nackt ist privat.

Nackt gehört mir.

Nackt ist emotional.

Und dann diese menschenunwürdigste aller Positionen auf dem menschenunwürdigsten aller Stühle.

Und dieser ganze emotionale Aufwand für ein paar Wattetupfer in der Scheide und ein bisschen auf der Brust rumdrücken?

Vorsorge nervt. Oder?


Doch lasst uns den Nervfaktor mit ein paar Fakten relativieren. Was eure Frauenärztin/ euer Frauenarzt mit einem Abstrich untersucht sind Zellen eures Gebärmutterhalses (Zervix).

Hier kann Krebs entstehen, das sogenannte Zervixkarzinom.

Aber bevor alle in Panik verfallen. Krebs entsteht nicht über Nacht. Es ist ein Prozess von Jahren und vielen Faktoren auf molekularer Ebene. Genau, die berühmte DNS. Sie ist eine emsige Biene, hat viel zu tun, Tag ein, Tag aus. Ständig verändert jemand oder etwas Dinge an ihrer Struktur. UV- Strahlung, Viren, Nikotin, Chemikalien, Alter … all diese Banausen benehmen sich wie molekularen Elefanten im mikroskopischen Porzellanladen. Die Folge ist der Zusammenbruch der Reparaturmechanismen. Unser Zeitalter würde es Burnout nennen.


Die DNS verändert sich. Sie baut nun teilweise andere Zellen. Zellen, die nicht aufhören zu wachsen, die keinen Respekt vor natürlichen Grenzen haben. Kurzum: Krebszellen.

Diese veränderten Zellen sind Jahre vor dem Krebsstadium am Gebärmutterhals zu finden. Wir können also nicht nur die Spitze des Eisbergs sehen, sondern bereits verfolgen wie der Eisberg wächst und ihn vorher entfernen, bevor er etwaige Luxusliner versenkt ...um die Metapher auszureizen.

Diese veränderten Zellen können wir durch die so genannten Pap- Abstriche finden und entsprechend behandeln, bevor sie zu Krebs werden. Pap ist übrigens die Abkürzung für Papanicolaou. Ein schlauer Grieche, der sich diesen Test hat einfallen lassen. 

„Ach, Krebs bekommen doch nur alte Frauen und außerdem ist Gebärmutterhalskrebs doch total selten…“


Das Zervixkarzinom ist der weltweit zweithäufigste gynäkologische Krebs der Frau (nach dem Mammakarzinom, also Brustkrebs). Das mittlere Erkrankungsalter ist 55. Mag sich für eine 20 jährige vielleicht alt anhören, aber sobald man 55 sind denkt man darüber vielleicht anders. Vor allem wenn einem bewusst wird, dass man mit 20 dem Krebs hätte vorbeugen können, wenn man zur Vorsorgen gegangen wäre.

Und schon kommt der erhobene Zeigefinger vom Doktor. Aber man muss sich einfach eins vor Augen halten. Kein potenzielles Krebsgebiet ist so übersichtlich und an kaum eins kommt man so „unkompliziert“ ran. Einfach mal Zellen aus der Lunge abstreichen? Wohl kaum. Schnell mal Zellen des Darms checken. Allein der Dickdarm ist 6 Meter lang. Viel Spaß mit den ganzen Wattetupfern. Brustgewebe? Ummantelt und geschützt von Haut.

Wir reden also wirklich von einem Gebiet, was „auf dem Weg liegt“ und welches es sich lohnt regelmäßig zu checken. Potenzieller Nutzen: den Eisberg vermeiden. Kosten: menschenunwürdige Position plus Wattetupfer in der Scheide.

Ohne indoktrinieren zu wollen. Jede Frau muss selbst entscheiden.


Durch unsere regelmäßigen Vorsorgen, die Möglichkeit gegen einen möglichen molekularen Elefanten, nämlich HPV (siehe hierzu auch den Blogpost zu HPV), impfen zu können haben

wir das Zervixkarzinom etwas zurückgedrängt. Aber da geht noch mehr, oder?







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