Statistisch gesehen erkrankt jede achte Frau in Deutschland im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Das ist weder eine Drohung , noch Panikmache. Es ist reine Epidemiologie. Damit ist Brustkrebs die häufigste bösartige Erkrankung der Frau.
Brustkrebs ist neben Gebärmutterhalskrebs außerdem eine Erkrankung, die auch junge Frau treffen kann. Männer können übrigens auch Brustkrebs bekommen, was aber sehr viel seltener ist: jeder 800. Mann erkrankt daran.
Häufig wird der Brustkrebs durch einen eigenen Tastbefund bemerkt.
"Da ist seit Wochen so ein Knubbel. Der tut nicht weh, also dachte ich, dass es nicht so schlimm sein kann"
Das zufällig entdeckte Knötchen hat dann meist eine Größe von über 2 cm und hätte früher entdeckt werden können, wenn man die eigenen Brüste vorher kennen gelernt hätte.
Statistisch gesehen hat man bei einem Tastbefund bereits mehrere Jahre Brustkrebs. Von mikroskopisch klein bis tastbar vergeht also meistens einige Zeit. Vorsorge ist dabei ein großes Thema. Viele FrauenärztInnen bieten neben der Tastuntersuchung auch einen Brust- Ultraschall an. Der ist in den meisten Fällen nicht Teil der gesetzlichen Leistungen (über die (Un)sinnhaftigkeit kann man streiten), kostet aber weniger als ein Wocheneinkauf.
Als jährliche Investition in die eigenen Gesundheit kann und sollte Frau darüber nachdenken.
Ganz viele Frauen berichten davon, dass sie versucht hätten zu tasten, aber entweder eh nichts fühlen könnten, oder aber sehr viel tasten und sich dann viele Sorgen machen würden.
"Von einmal tasten lernt man die Brust nicht kennen. Auch die Selbst-untersuchung der Brust muss gelernt werden. Das richtige Timing und das systematische Vorgehen ist dabei ganz entscheidend"
Das Timing
Regelmäßig bedeutet einmal pro Monat. Wenn du noch regelmäßig deine Periode hast bietet sich eine Woche nach Beginn der Regelblutung an. Hier ist der Hormonhaushalt günstig und die Brüste möglichst weich. Gegen Ende des Zyklus machen sich die Hormone bemerkbar und die Brust wird fest, knotiger (durch "anschwellen" der Brustdrüse) und empfindlicher. Veränderungen lassen sich dann schwerer ertasten
Frauen nach den Wechseljahren oder unregelmäßigem Zyklus sollten einen fixen Tag im Monat wählen.
Mein Tipp: einfach im Smartphone einen fixen Termin erstellen mit Erinnerung. So kann man die Selbstuntersuchung nicht vergessen.
How to - Selbstuntersuchung der Brust (maximal 2 Minuten!)
1. Zeit nehmen und ruhige Atmosphäre suchen. Versuch ungestört zu bleiben für die nächsten Minuten.
2. Der Blick in den Spiegel: Stell dich oben entkleidet mit herabhängenden Armen vor den Spiegel und schaue dich ein paar Sekunden an. Achte auf Veränderungen von Form und Umfang der Brust. Gibt es Rötungen, Hauteinziehungen oder Vorwölbungen? Jetzt hebst du die Arme langsam über den Kopf und achtest dabei vor allem auf Hauteinziehungen oder Vorwölbungen. Dann kannst du deine Arme wieder herunternehmen. 3. Abtasten der Brust mit flach aufgelegten Fingern einer Hand. Dabei wird die linke Brust mit der rechten Hand untersucht und umgekehrt. Die andere Hand dient als eine Art Widerlager und stützt die Brust. Du tastest am Besten mit Zeige- Mittel und Ringfinger.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Brust abzutasten, wichtig ist dabei systematisch vorzugehen, sodass alle Areal der Brust abgetastet wurden.
Auch hierfür gibt es einen Trick:
Teile deine Brust imaginär in vier Teile auf, quasi wie eine Torte, welche du viertelst. Besonders das obere äußere Viertel (an der Achselhöhle) beinhaltet viel Brustdrüse und ist statistisch öfter von Tumoren betroffen. Hier solltest du also sehr sorgfältig sein. Auch die anderen Viertel der Torte sind wichtig und vor allem die Kirsche oben drauf. An der Brustwarze entstehen am dritthäufigsten Tumor!
Folgende Techniken gibt es:
Kreisförmiges Abtasten:
Die Schnecke! Deine Finger beschreiben quasi ein Schneckenhaus. Wo du anfängst ist prinzipiell egal. Am Besten fängst du aber oben außen an und arbeitest bis zur Brustwarze vor. Zur Untersuchung der Brustwarze komme ich gleich
Vertikale oder horizontales Abtasten:
Das Prinzip Rasenmäher. Fahre mit deinen Fingern Bahnen von links nach rechts, oder von oben nach unten. Auch hier ist wichtig: Nichts vergessen und keinen Rasen stehen lassen.
Tasten von außen zur Brustwarze:
Laub rechen. Stell dir vor du willst bei der Brustwarze einen Haufen Laub sammeln und kehrst alles von außen nach innen.
Brustwarze tasten:
Vergesst die Kirsche nicht! Neben der Brustwarze könnt ihr am Warzenhof mit Zeige- und Mittelfinger kleiner kreisende Bewegungen machen um mögliche Knötchen zu tasten. Nehmt die Brustwarze einfach zwischen Daumen und Zeigefinger und schaut, ob auf leichten Druck Flüssigkeit austritt. Milchig- weiße Flüssigkeit ist nicht ungewöhnlich. Eitrige oder blutige Flüssigkeit solltet ihr beobachten. Tritt weiterhin blutige Flüssigkeit aus, lasst eure GynäkologIn draufschauen.
Lymphknoten tasten: Brustkrebs streut oft in die Lymphknoten. Greift in der Achselhöhle leicht unter euren Brustmuskel und tastet nach verdickten Lymphknoten. Dasselbe macht ihr über und unter dem Schlüsselbein.
Wie ihr seht dauert eine Brustuntersuchung keine zwei Minuten und ist immer und überall möglich. Bei großer und straffer Brust könnt ihr das Prozedere auch im Liegen wiederholen. Wie ihr tastet ist fast egal. Hauptsache Hände an die Brüste!
Ich persönlich bin Team Laub, aber ihr könnt für euch entscheiden, was am ehesten praktikabel für euch ist.
Ich taste etwas, ist das normal?!
Erstmal: keine Panik! Gerade wenn man die ersten Male tastet, wird man überrascht sein wie knotig- knubbelig sich Brüste anfühlen können. Selbst wenn du ein größeres Knötchen tastest besteht noch kein Grund zur Aufregung. Taste nach 10 bis 14 Tagen noch einmal und schau, ob sich der Befund sich verändert hat, oder gleich geblieben ist. Sollte der Befund immer noch zu tasten sein, kannst du ihn gerne bei deinen GynäkogInnen abklären lassen.
Als grobe Faustregel gilt: schmerzhafte Knötchen sind meist nichts Schlimmeres.
Als wichtige Faustregel gilt: Sei nicht mutiger als nötig! Bist du dir unsicher oder hast ein ungutes Bauchgefühl, dann rufe deine Frauenarztpraxis an und lasse den Befund abklären. Hier kannst du auch deinen Tastbefund mit dem deiner Ärztin/ deines Arztes abgleichen.
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