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AutorenbildDr. Konstantin Wagner

KEUCHHUSTEN IMPFUNG in der SCHWANGERSCHAFT

Über Impfungen während der Schwangerschaft zu berichten stößt immer wieder auf hochgezogene Augenbrauen, Zweifel und Argwohn. Muss das sein? Ist das nicht gefährlich?


Seit März 2020 ist eine neue Empfehlung der Ständigen Impfkommission veröffentlicht worden, welche eine Keuchhusten (Pertussis) Impfung im dritten Schwangerschaftsdrittel empfiehlt. Wichtig zu wissen ist: diese Empfehlung ist in Nachbarländern seit Jahren etabliert und funktioniert sicher und einwandfrei. Deutschland zieht nun nach.

Grundsätzlich bleibt eine Aussage bei Impfungen während der Schwangerschaft bestehen: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.


Ich will mit euch heute das Thema Keuchhusten Impfung in der Schwangerschaft beleuchten.

Warum ist diese Impfung laut STIKO nötig?

Weltweit ist Pertussis trotz hoher Impfquoten bei Kindern eine häufige Erkrankung. In Deutschland werden jährlich rund 12.000 Pertussis-Erkrankungen an das Robert Koch-Institut übermittelt. Säuglinge sind besonders gefährdet. Das Risiko für Krankheitskomplikationen ist im ersten Lebenshalbjahr am höchsten, wobei Säuglinge unter 2 Monaten den höchsten Anteil von schweren und in seltenen Fällen sogar tödlichen Verläufen aufweisen. Eine Impfung ist erst ab dem Alter von 2 Monaten möglich und erst nach zwei bis drei Impfstoffdosen wird ein ausreichender Schutz aufgebaut. In Deutschland treten bei Säuglingen bis zum Alter von 3 Monaten rund 200 Erkrankungen jährlich auf, die meisten Säuglinge müssen im Krankenhaus behandelt werden.

Warum wird die Impfung auf einmal empfohlen.

Die STIKO hatte ihre Empfehlung für den Zeitpunkt der Impfung aufgrund neuer Studien zur pertussisspezifischen Antikörperkonzentration bei schwangeren Frauen geändert. So wurde laut Gemeinsamen Bundesausschuss festgestellt, dass bei der Mehrzahl der Frauen die Antikörperkonzentrati­o­nen sehr niedrig waren, auch wenn sie ein bis zwei Jahre vor der Schwangerschaft ge­impft worden waren.


Nestschutz.

Grundgedanke ist also vor allem die Neugeborenen schützen zu können. Viele Erkrankungen, die die werdende Mutter durchmacht führen zur Antikörperbildung gegen eben diese Erreger. Die Antikörper werden über den Mutterkuchen und vor allem auch über die Muttermilch auf das Kind übertragen wodurch es in den ersten Lebensmonaten geschützt wird. Schlagwort Nestschutz. Praktische Erfindung der Natur. Leider haben aber auch Antikörper ein Mindeshaltbarkeitsdatum und das ist bei Pertussis schnell erreicht. Selbst wenn die Mutter diese Eekrankung durchlebt hat und Antikörper gebildet hat, verbrauchen sich diese schnell, sodass der Immunschutz nachlässt. Er muss durch eine Impfung aufgefrischt werden.


Bisherige Strategie.

Cocooning: Bisher wurde alle Personen im engen Umkreis des Neugeborenen möglichst schon vor der Geburt empfohlen auf einen ausreichenden Impfschutz gegen Keuchhusten zu achten und diesen gegebenenfalls durch Impfungen herzustellen. Kinder sollten so in eine geschützte Umgebung geboren werden. Denn die meisten Ansteckungen mit Keuchhusten erfolgten von nahen Kontaktpersonen. Diese Strategie war jedoch nur teilweise erfolgreich. 


Win- Win- Win Situation.

Durch die Impfung der Mutter im letzten Schwangerschaftsdrittel wird nicht nur die Mutter geschützt, sondern auch andere Menschen mit Neugeborenen (Rückbildungskurse, Babyschwimmen, Krabbelgruppe etc.) und vor allem natürlich das eigene Kind.

Die Impfung für Kinder erfolgt zwar früh (ab dem 2. Lebensmonat), der wirkliche Schutz ist aber erst nach der zweiten Impfteildosis langsam zu erwarten. Zurück bleibt also ein gefährdeter Zeitraum nach Geburt bis abgeschlossener Impfung des Kindes, wo das Neugeborene zum einen besonders gefährdet ist für Komplikationen und zum anderen viel Kontakt zu anderen Familienmitgliedern und Menschen in der Umgebung hat, welche selbst oft keinen oder nur geringen Schutz gegen Pertussis nachweisen können.


Kombi Impfstoff(e).

Viele Fragen sich natürlich "Ich will mich doch nur gegen Keuchhusten impfen. Warum jetzt auch Tetanus, Polio und Diphtherie?" Der Grund: Der Pertussis-Impfstoff ist nicht einzeln erhältlich.

Es gibt verschiedene Kombinationsimpfstoffe, die für die Anwendung bei Schwangeren zugelassen und sicher sind.


Was ist drin.

Für die, die es genau wissen wollen habe ich hier mal die Inhaltsstoffe aufgelistet.

After reconstitution, 1 dose (0.5 ml) contains:

  • Diphtheria toxoid1 not less than 30 International Units (IU)

  • Tetanus toxoid1 not less than 40 International Units (IU)

  • Bordetella pertussis antigens Pertussis toxoid (PT)1 25 micrograms

  • Filamentous Haemagglutinin (FHA)

  • 25 micrograms Pertactin (PRN)

  • 18 micrograms Hepatitis B surface antigen (HBs)

  • 10 micrograms Poliovirus (inactivated) (IPV) type 1 (Mahoney strain)

  • 40 D-antigen unit type 2 (MEF-1 strain)

  • 48 D-antigen unit type 3 (Saukett strain)

  • 32 D-antigen unit Haemophilus influenzae type b polysaccharide

  • 10 micrograms (polyribosylribitol phosphate, PRP) conjugated to tetanus toxoid as carrier protein approximately

  • 25 micrograms adsorbed on aluminium hydroxide, hydrated (Al(OH)3)

  • 0.5 milligrams Al3+

  • produced in yeast cells (Saccharomyces cerevisiae) by recombinant DNA technology 3 adsorbed on aluminium phosphate (AlPO4)

  • 0.32 milligrams Al3+ 4 propagated in VERO cells

  • The vaccine may contain traces of formaldehyde, neomycin and polymyxin which are used during the manufacturing process

Wie sicher ist die Impfung für Mutter und Kind.

Die Impfstoffe und die Wirkweise ist über Jahre gut untersucht und durch viele Studien belegt. Nachbarländer führen die Impfung der Schwangeren schon sehr lange durch.


Nebenwirkungen wie Fieber kommen geringfügig häufiger vor als bei nicht schwangeren Frauen. Spätfolgen für den Schwangerschaftsverlauf oder das Neugeborene wurden über die Jahre nicht beobachtet.


Und wie wirksam.

Hierfür zitiere ich das Robert Koch Institut:

Eine Vielzahl von Studien haben belegt, dass Säuglinge von Müttern, die in ihrer Schwangerschaft eine Pertussis-Impfung erhalten hatten, deutlich seltener an Pertussis erkranken als Säuglinge von Müttern, die keine Impfung während der Schwangerschaft erhalten hatten. Die Effektivität der mütterlichen Impfung, in den ersten 2 bis 3 Lebensmonaten ihres Säuglings vor einer Pertussis zu schützen, lag in den meisten Studien bei ca.90%.

Wann und wie oft.

Es wurde in neuen Studien festgestellt, dass bei der Mehrzahl der Frauen die Antikörperkonzentrati­o­nen gegen die Erreger von Keuchhusten sehr niedrig waren, auch wenn sie ein bis zwei Jahre vor der Schwangerschaft ge­impft worden waren. Die Antikörper scheinen sich also recht schnell zu "verbrauchen".

Daher auch die Entscheidung in jeder Schwangerschaft unabhängig der letzten Impfung zu impfen.


Fazit.

Die Empfehlung steht seitens der Gesundheitsgremien. Die Impfung ist sinnvoll und gegenüber eine Risiken- Nutzen Rechnung auch vertretbar. Es bleibt selbstverständlich jedem Paar überlassen, ob man der Empfehlung folgt oder nicht. Sprecht gerne eure zuständigen Frauenärztinnen/ Frauenärzte in der Schwangerschaft auf die Impfung an um weitere Informationen und Fragen zu klären.


Schaut auch gerne auf YouTube rein, wo ich einige Impfthemen anspreche.:




Literaturhinweis

Vygen-BonnetS, Hellenbrand W, Garbe E, von Kries R, Bogdan C, Heininger U,et al.Safety and effectiveness of acellular pertussis vaccination during pregnancy: a systematic review. BMC InfectDis. 2020;20(1):136.

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