Ungefähr jede zehnte Frau fast jeden Alters ist von Endometriose betroffen.
Das ist viel! Vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnosestellung vergehen im Durchschnitt sechs Jahre! (bei Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch sind es etwa drei Jahre, bei Schmerzpatientinnen bis zu 10 Jahren).
Sie ist damit die häufigste (gutartige) gynäkologische Erkrankung. Schätzungen gehen davon aus, dass der Anteil bei Frauen mit Sterilitätsproblemen bis zu 50 % beträgt.
Die Endometriose wurde erstmals im späten 17. Jahrhundert beschrieben. Seither wird diese Erkrankung bis heute aufgrund des geringen wissenschaftlichen und klinischen Interesses häufig als „Forgotten Disease“ bezeichnet.
Man merkt schnell, dass die Verhältnismäßigkeit nicht stimmt. Es kann nicht sein, dass eine Erkrankung die häufig vorkommt und bei den meisten Betroffenen stark lebenseinschränkend ist, spät bis gar nicht diagnostiziert wird und das wissenschaftliche Interesse fehlt. Warum das so ist besprechen wir in einem der folgenden Artikel zur Endometriose.
Definition - was ist eigentlich diese Endometriose.
Endometriose ist definiert als das Auftreten von endometrialen Zellverbänden (der Schleimhaut der Gebärmutter ähnliche Zellen) außerhalb der Gebärmutterhöhle.
Diese Zellen können sich prinzipiell im gesamten Organismus verteilen und ansiedeln. Sie reagieren aufgrund ihrer Ähnlichkeit zur Gebärmutterschleimhaut genauso auf hormonelle Reize wie deine Schleimhaut in der Gebärmutter. Sie bauen sich hormonbedingt auf und ab. Sie können sogar abbluten. Daher sind ihre Symptome auch meist zyklusabhängig, oder eher: hormonabhängig.
Welche Symptome gibt es.
Hier gibt es einen ausführlichen Artikel zu.
Die Symptome sind zum einen sehr umfangreich und zum anderen oft sehr unspezifisch.
Leitsymptome sind unter anderen abdominelle Schmerzen (Unterbauchschmerzen), welche zyklusabhängig und -unabhängig sein können und Dysmenorrhö (schmerzhafte Regelblutung). Es gibt aber viele andere Symptome, die meist nicht in den Zusammenhang mit Endometriose gebracht werden und daher bei den GynäkologInnen nicht angesprochen werden.
Es ist ein bisschen als würde man jemandem ein Zebra beschreiben mit den Worten: "hat Beine und Ohren."
Kein Mensch denkt dabei an ein Zebra. Es fehlen einfach mehr und genauere Informationen.
Okay. "Es hat Hufen, eine Mähne und vier Beine".
Aha, jetzt entsteht ein Bild. Nun kommen wir aber auch an einen entscheidenden Punkt, denn die meisten von uns denken jetzt an ein Pferd. Und das kann man ihnen auch nicht zum Vorwurf machen. So geht es nämlich auch vielen Betroffenen und ÄrztInnen. Bei den Worten "Schmerzen während des Eisprungs oder während der Periode" darf der Informationsfluss nicht aufhören, weil man sonst an "normale Menstruationsbeschwerden" (das Pferd in unserer Geschichte) denkt. Man muss also gerade jetzt weiter offen bleiben für Informationen obwohl wir bereits an die Lösung denken. Wir Ärzte sollte jetzt also nicht aufhören nachzufragen, sensibel bleiben und noch eine weitere Minute investieren, um etwaige Details zu sammeln, um das Pferd zu vergessen und auf das Zebra zu kommen. Für Betroffene gilt ein ähnliches Prinzip. Woher soll man selbst wissen, welcher Zustand einen Krankheitswert hat und welcher unter physiologische Regelbeschwerden fällt? Man kennt ja nur sich und seine Empfindungen. Aber dazu später mehr.
Die Ursache.
Die Ursache der Endometriose ist nicht bekannt. Punkt.
Es gibt mannigfaltige Thesen und Theorien, die ich euch in einem späteren Artikel zusammenfasse. Nur, dass man es gehört hat. Es gibt:
die Transplantationstheorie (Sampson-Hypothese)
„Tissue Injury and Repair“-Theorie
Metaplasietheorie
Metastasenähnliche Streuung
Genetische Ursachen
Vom Verdacht über eine Diagnose zur Therapie
Das ist das Kernthema schlechthin. Wenn man als Betroffene und/ oder GynäkologIn den Verdacht hegt, hat man schon viel gewonnen, denn das Thema Endometriose ist auf dem Tisch! Es wird darüber nachgedacht. Die Diagnose „Endometriose“ stellen ist schlicht schwer. An diesen Punkt zu kommen ist entweder schwammig, vage und lange ein Verdacht, oder es ist sehr aufwendig und - im wahrsten Sinne - einschneidend in das Leben der Betroffenen. Die Therapie ist eine reine Schadensbegrenzung, denn wir haben ja bereits gelernt: die Ursache ist unbekannt. Also kann selbst die heutige Medizin nur "hinterherlaufen", aber die Ursache nicht beheben. Noch nicht.
Der weite Weg vom Verdacht zur Diagnose und die Schwierigkeiten der Therapie erfahrt ihr auch in den jeweilige Artikeln zu dem Thema.
Einen guten Überblick bekommt ihr in meinem Youtube Video zum Thema Endometriose und vor allem spreche ich im Video "Klartext zum Thema Endometriose" über die Schwierigkeiten von Ärzten und Patientinnen.
Mein Tipp!
Macht euch vor eurem Termin in eurer Frauenarztpraxis einfach einen kleinen Notizzettel, oder schreibt ein paar Stichpunkte in euer Smartphone, was ihr eurer Ärztin oder eurem Arzt erzählen wollt. Das mag dir albern vorkommen, aber so gerät nichts in Vergessenheit und das Gespräch läuft strukturierter ab.
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